II
Als wir in das Café eintreten empfängt uns laute Musik. Eine
kleine bunt zusammen gewürfelte Band spielt in der einen Ecke des Raumes .
Trompete, Klavier, Waschbrett... die Musiker scheinen viel Spaß zu haben.
Der junge Mann der sich auf dem Weg ins Café als George
Forge vor gestellt hat, zieht mir einen klapprigen weißen Stuhl zu recht. Er
erinnert mich an einen dieser weißen Stühle die man in den Garten stellt. Mir
fällt auf ,dass das ganze Café völlig chaotisch bestuhlt ist. In einer Ecke
steht sogar ein alter Sessel.
Die Kunden scheint das nicht zu stören. Sie lümmeln auf
ihren Plätzen, schwatzen Lauthals , essen trinken und erfreuen sich des Lebens.
Ihre gute Laune kann ich jedoch nicht wirklich teilen. Ich fühle mich Elend in
dieser ungewohnten Umgebung. Die Lippen fest aufeinander gepresst lasse ich mich auf den Stuhl nieder und
Blick auf meine Knie. Vorsichtig zupfe ich das kurze Kleid etwas zurecht. Zum
Glück hatte ich noch Stiefel angezogen, sonst wäre ich jetzt ganz schön
angeschmiert.
George lässt sich gegenüber von mir auf einen dreibeinigen
Hocker fallen, stützt den Ellenbogen auf den Tisch und blickt mich lächelnd an.
„Also Miss.“ beginnt er mit seiner dunklen Stimme und
zwinkert mir freundlich zu.
„Möchten Sie mir jetzt sagen warum Sie so ein Gesicht ziehen
und einfach nicht mit mir sprechen wollen?“ Er fährt sich seufzend durch die
von Frisierfett glänzenden Haare.
„Oder was Sie hier machen?“
Alles was er als Antwort bekommt ist ein Seufzen
meinerseits.
Was soll ich ihm denn sagen? Das ich bis eben noch auf
meinem zugefrorenen Hinterhof stand und dann plötzlich auf einem Markt, kaum
das ich mich umgedreht hatte?
Nein. Wahrscheinlich würde er mich nur los werden wollen
weil er mit einer Verrückten nichts zu tun haben möchte und dann sitze ich hier
allein.
„Ich hab mich wohl verlaufen...?“ bringe ich kleinlaut
hervor.
George strahlt plötzlich über das ganze Gesicht.
„Na endlich sprechen Sie Miss! Ich hatte schon die
Befürchtung Sie könnten mich gar nicht verstehen oder wären vielleicht stumm
oder so etwas. Sie haben sich also verlaufen? Woher kommen Sie denn?“ Er beugt
sich Neugierig über den Tisch während er auf Antwort wartet. Ich fühle mich von
dem ganzen Geplapper wie erschlagen, lehne mich unwillkürlich zurück als könnte
ich dem Wortschwall der auf mich herniederprasselt so entgehen. Tja. Die Stunde
der Wahrheit ist geschlagen, nur leider habe ich absolut keine Ahnung was ich
ihm sagen soll. Zum Glück wird mir dieses Problem ausnahmsweise abgenommen.
Eine Person stellt sich an unseren Tisch. Eine große junge Frau, deren üppiger
Körper ihr Minzgrünes Kleidchen perfekt ausfüllt , legt eine Hand auf die Lehne
von George’s Stuhl. Ihre schwarzen krausen Haare hat sie zu einer Art Dutt
zusammen gebunden, in der freien Hand hält sie einen Block.
„Hallo George.“ spricht sie mit samtiger Stimme, lächelt ihn
an und schaut dann auf mich. Ihre geschwungene Augenbraue hebt sich verdutzt
hoch.
„Na was hast du uns da denn ins Haus geschleppt?“ Wie sie
das sagt klingt das als hätte mich eine Katze hinein getragen und auf dem
Fußabtreter liegen gelassen. Unter ihrem Blick werde ich ein wenig kleiner. Das
ist aber nichts im Vergleich zu George. Saß er eben noch Selbstbewusst und
völlig gelassen vor mir, so war davon jetzt nichts mehr übrig. Er hat den Kopf
tief eingezogen, wird jetzt wie ein buckliger Mann. Schweiß rinnt ihm über die
Stirn während er hinauf zu der Frau schaut und nach Worten ringt. Ich bin so
fasziniert von seinem Gebaren das ich ganz vergesse vor Furcht zu erstarren.
„Oh.. Ma..,Ma... Mariiiice!”
Seine tiefe Stimme ist um eine Oktave höher, quietscht beinahe . Er fuchtelt
wild mit den Händen.
„Ich .... ich ... ich .. ich hab sie draußen Mutterseelen
allein gefunden! Das arme Ding hat sich verlaufen, ich hab ihr meine Hilfe
angeboten!“ Jetzt erinnert er mich mehr an einen vor Freude fast kollabierenden
Hund. Fehlt nur noch das er anfängt mit dem Schwa... Ich schüttele energisch
den Kopf. Keine Zeit für schmutzige Gedanken.
Marice’s Augenbraue hebt sich noch ein Stück höher.
„Und da schickst du sie einfach in mein Café?! Du weißt doch
gar nicht was das für ein Mädchen ist und ob sie nichts böses im Schilde führt!
Vielleicht gehört sie ja zur Fee und versucht uns auszuspionieren!“ Energisch stößt sie sich eine Hand in die
Seite und hebt die andere um mit dem Block auf mich zu zeigen.
„Mädchen! Gehörst du zur Fee?!“ Ihre eigentlich vollen
Lippen verziehen sich zu einem dünnen Strich.
„Nein!“ piepse ich so unschuldig ich kann. Wohlmöglich hätte
ich auch dann noch Nein gesagt wenn ich doch zur besagten Fee gehören würde.
Aber ich wusste zum Glück nicht mal wer das genau ist.
Marice mustert mich noch einen Moment, dann schnaubt sie.
„Na gut, kannst froh sein, dass du keine von ihr bist.
Solche Leute haben wir hier nich gern.“ Anstatt den Block einfach sinken zu
lassen, klatscht sie ihn George auf den Kopf.
„Und du kommst jetzt mit. Sugarmama braucht deine Hilfe. Sie
hat schon wieder vergessen wie das Gewürz geht, du weißt es doch noch, he?!“
George federt von seinem Hocker als hätte man ihn hoch katapultiert.
„Komme sofort Marice. Bin gleich da! Bin schon unterwegs!!!“
Marice ist bereits auf dem Weg in die Küche als George den ersten Schritt tut.
Erschrocken springe ich auf und werfe mich halb über den
Tisch um seine Hand zu erreichen.
„George!!!“ Ich verkralle mich geradezu in seine Hand. „Lass
mich nicht allein!“ flehe ich den Tränen nahe.
George blickt mich verdutzt an, will erst etwas entgegnen,
besinnt sich aber anders.
„Dann komm.“ Er zieht mich halb durch das Café, an der Band
vorbei und hinaus aus dem Café.
Einen Augenblick bin ich geblendet von der Sonne. Der Duft
von gebratenem Fleisch hängt in der Luft. Wir stehen nun auf einem grünen
Rasen. Es ist so heiß, das die Sonne ein paar kahle Flecken in den Boden
gebrannt hat, sodass jeder Schritt staubt. An einem selbst zusammen gezimmerten
Grill steht der größte Mann den ich je gesehen hab. Er trägt eine fleckige Hose
und ein weißes Unterhemd. Seine dunkle Haut glänzt vor Schweiß. Mit einer
Bewegung seiner Hand dreht er einen halben Schweinerücken auf einmal um.
„Hallo
Little Bob!“ Ruft Gorge fröhlich und winkt dem riesenhaften Mann zu.
Little Bob (Dieser Name konnte einfach nicht ernst gemeint sein!) dreht sich
wie in Zeitlupe um. Sein Gesicht ist kantig und bartlos. Er schaut Gorge kurz
an, nickt ihm zu. Dann blickt er auf mich herab, kurz auf meine kalkweißen
nackten Beine und dann wieder in mein Gesicht.
„Du solltest öfter in die Sonne gehen Miss....“ brummt er
langsam und dreht sich dann wieder zu seiner Arbeit. Ich spüre wie mein Gesicht
Knallrot anläuft. Beschämt ziehe ich das Kleid bis über die Knie und wende mich
in einer Art hockendem Lauf zu George
herum.
Ein weißer Tisch steht an der Hauswand, auf ihm sind viele
kleine Schälchen drapiert. George
spricht mit einer kleinen dünne Frau.
„ICH HATTE MIR EXTRA ALLES AUFGESCHRIEBEN!“ Ich zucke
zusammen als die Frau den Mund öffnet. So klein und klapperdünn sie auch ist,
ihre Stimme macht das alles wett. Sie schreit nicht aus Wut oder weil sie
genervt ist...anscheinend...ist das ihre normale Sprechlautstärke.
Sie wedelt mit einem fleckigen Stück Papier vor Georges Nase
herum. Dieser lächelt nur und nimmt es ihr aus der Hand.
„Du kannst doch gar nicht schreiben Sugarmama...“
„SAG MIR NICHT WAS ICH KANN ODER NICHT JUNGSPUND! ICH KONNTE
MEINE SCHRIFT IMMER LESEN!“ Sie piekt ihm mit ihrem dünnen Finger in die Brust,
etwas das kein junger Mann gut verkraftet.
„Ja is ja gut Sugarmama...“ jammert George fast. Sein Blick
fällt auf mich und er winkt mich herüber.
Als ich neben ihm stehe, deutet er auf die vehutzelte Frau.
Ihr Gesicht ist knittrig wie eine Rosine, die Augen kaum mehr als eine Falte in
ihrem Gesicht.
„Das is Sugarmama, meine Oma. Du wirst mir jetzt helfen
unsere berühmte Gennuanische Gewürzmischung zu zubereiten!“
Der Schock haut mich fast um, eine Gänsehaut zieht sich über
meinen ganzen Körper.
„Wir sind in GENNUA?!“
„SCHREI NICHT SO MÄDEL!“
~Ich verlasse jetzt einmal dieses bunte Treiben um euch
endlich, ENDLICH, die Gennuanische Gewürzmischung vor zu stellen die mir George
bei gebracht hat ^^ Viel Spaß!~
Gennuanische Gewürzmischung
- 1 Teelöffel scharfer Paprika
- 1 Teelöffel Zwiebelpulver
- 1 Teelöffel Knoblauchpulver
- 1 Teelöffel Peperonipulver
- ½ Teelöffel Salz
- 2 Teelöffel getrocknete gemischte Kräuter (wir nahmen Provence)
Einfach alle Zutaten mischen und in einen Luftdichten Behälter tun. Das Gewürz schmeckt unheimlich
gut auf Brot (dazu später mehr.. Nanny hat dafür noch ein paar andere Ideen...)
oder auf Popcorn! (Wer sich traut?)
Ich weiß es hat lange gedauert, aber ich verspreche euch ich
werde jetzt nicht mehr so lang auf mich warten lassen ^^ Immerhin muss ich noch
zuende erzählen wie ich aus Gennua zurück gekommen bin oder?
Ich freue mich wie immer sehr über Kritik und Feedback ^_^
Bis zum nächsten mal!